Berechnung von alterskorrigierten Leistungen
Grundlagen
Statistische Untersuchungen mit Altersklassen- und Jahrgangsrekorden über Strecken von 1500 m bis 200 km zeigen, dass ein Läufer sich im Alter von 23 bis 35 Jahren auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit befindet. Ist der Läufer jünger, so hat er aus biologischen Gründen noch nicht seine volle Leistungsfähigkeit erreicht. Jenseits der 35 nimmt die Leistung erst langsam, mit zunehmendem Alter dann schneller ab.Die Altersgruppe von 23 bis 35 Jahren wird in der Leichtathletik als Hauptklasse (MHK/WHK oder M23/W23) oder auch als offene Klasse (engl. OC) bezeichnet. Um eine gerechtere Leistungsbeurteilung zu ermöglichen wurden weitere Altersklassen in 5 oder 10 Jahresabständen eingeführt, so dass sich ältere Athleten nur mit denen messen müssen, die ungefähr ihr eigenes Alter haben.
Um nun aber Leistungen über Altersklassen- und Geschlechtsgrenzen hinweg vergleichbar zu machen, versuchen die o.g. Untersuchungen den Leistungsverlauf mathematisch zu modellieren und einen Altersfaktor zu ermitteln, der pro Alter, Geschlecht und Disziplin in Tabellen abgelegt wird. Die World Masters Athletics (WMA) Association, die Ausrichter von Seniorenweltmeisterschaften in der Leichtathletik ist, benutzt solche von ihr offiziell genehmigten Tabellen, um Seniorenleistungen vergleichbar zu machen. (Ist eine Zeit von 39:25 min über 10000 m mit 55 Jahren besser als eine Weite von 4.25 m im Weitsprung mit 65 Jahren?)
Der Altersfaktor
Der Altersfaktor ist eine Zahl zwischen 0 und 1.Für einen Athleten der Hauptklasse beträgt er 1, für einen 44jährigen 0.9439 und für einen 55jährigen über Marathon und länger beträgt er 0.8556. Das heißt der 55jährige kann nur gut 85 % der Leistung eines 30jährigen erbringen. Multipliziert man die Leistung des 55jährigen (z.B. 3:10:00 h) mit dem Altersfaktor, so erhält man eine Zeit von 2:42:34 h, die er theoretisch hätte erreichen können, wenn er zwischen 23 und 35 Jahre alt wäre (gleicher Trainingszustand vorausgesetzt).
Damit wird es sowohl möglich, innerhalb eines Rennens Läufer unterschiedlichens Alters zu vergleichen, als auch eigene Leistungen zu bewerten, die Jahre oder Jahrzehnte auseinanderliegen. Ein 55jähriger wird zwar selten eine persönliche Bestleistung in absoluten Zahlen aufstellen, es kann aber durchaus sein, dass eine jetzige Leistung mittels Altersfaktor hochgerechnet auf das Niveau eines Hauptklasseathleten besser ist als die frühere Leistung.
Die o.g. Untersuchungen sind sich einig, dass von Marathon bis 200 km der Leistungsabfall identisch ist, d.h. für ein bestimmtes Alters kann über alle diese Distanzen derselbe Altersfaktor benutzt werden. Für noch längere Strecken gibt es keine Daten. Details zu Unterschieden bei Männer und Frauen finden sich im bereits erwähnten guten englischen Artikel von Alan Jones (dem Erfinder des Jones-Counters).
Prozentuales Leistungsniveau
Mittels alterskorrigierter Leistungen lassen sich Leistungen innerhalb einer Disziplin/Strecke und innerhalb eines Geschlechts vergleichen. Einen Schritt weiter geht die Errechnung eines prozentualen Leistungsniveau, mit dem Leistungen über Strecken und Geschlecht hinweg verglichen werden können.Das prozentuale Leistungsniveau ist das Verhältnis aus der maximal möglichen Leistung für ein Alter und Geschlecht geteilt durch die tatsächlich erreichte Leistung. Die maximal mögliche Leistung (z.b. 100 km off. Klasse Männer ~ 5:56h) ist meist knapp besser als der aktuelle Altersklassen-Weltrekord (100km off. Klasse Männer 6:13:33h) und lässt Luft für weitere Verbesserungen der Rekorde, ohne dass gleich die Tabellen angepasst werden müssen.
Ein Prozentuales Leistungsniveau von
100% entspricht ungefähr Weltrekord Niveau
über 90% = Weltklasse
über 80% = Nationale Klasse
über 70% = Regionale Klasse
über 60% = Lokale Klasse
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