Bericht Lissabon-Marathon
Nachdem Hermann bei der Jahreshauptversammlung vehement einen Bericht zum Marathon in Lissabon eingefordert hat, hier (etwas sehr verspätet) die paar Informationen, an welche ich mich noch erinnern kann:
Bei der Jahreshauptversammlung des
AC-Moosburg wurde darüber informiert, dass der Verein im Jahr 2019 Lissabon als
Herbstmarathon auserkoren hat. Da dieser Bewerb auf Grund der Entfernung und
damit verbundenen Anreise komplettes Neuland für mich waren, habe ich
beschlossen einen Versuch zu starten.
Durch die Notwendigkeit der Flug- und
Unterkunftsreservierung (hoffentlich bekomme ich einen Platz im Flieger und
auch im Hotel) habe ich bereits im März die Buchungen für Oktober getätigt.
Im Mai dann die Hiobsbotschaft: Nach dem
Halbmarathon in St. Veit machte die linke Achillessehne etwas Probleme. Ich
konnte keinen Schritt laufen und die Aussichten bis Oktober fit zu werden waren
eher „überschaubar“. Ich hatte allerdings nicht mit meiner Physiotherapeutin
gerechnet. Eine Behandlung ist nur dann erfolgreich, wenn a) einen das
Herausmassieren der Verhärtungen ordentlich die Tränen in die Augen und den
Schweiß über den ganzen Körper treibt und b) der Behandlungserfolg nur dann
messbar ist, wenn das Training gemäß Plan absolviert wird.
Letztendlich war die Methode erfolgreich.
Wenn auch am Beginn gerade einmal 3 km hinken möglich waren und alles
schweinisch weh getan hat konnte ich bis zum Bewerb doch 30 km in einem Zuge
zurücklegen. Wenn auch nur in der Ebene mit beherrschbaren Schmerzen.
Weil aber alles gebucht war, ein Storno
ziemlich teuer wäre und es hoffentlich vielleicht doch halbwegs gut gehen
könnte, machte ich mich am Freitag vor dem Lauf, am 18. Oktober 2019, Richtung
Flughafen Klagenfurt auf den Weg.
2.
Die
Anreise
Dort war auch der Treffpunkt mit zwei
weiteren Mitgliedern des AC-Moosburg. Insgesamt waren wir zu fünft. Die anderen
zwei haben individuelle Arrangements getätigt.
Ich als Rookie habe gleich bemerkt, dass
ich es mit „Weitreisprofis“ zu tun habe. Durch Schilderungen über Destinationen
in Fernost, Amerika und diversen Hauptstädten in Europa war der Unterschied zu
den Beschickungen unserer Sektion offensichtlich: Jeder Lauf einmal und
weltweit irgendwo.
Daher brauchte ich mir für die weitere
Reise keine großen Gedanken mehr machen, die beiden haben sich über Lissabon
informiert und waren auf alle Eventualitäten sehr gut vorbereitet.
Daher Flug und Ankunft gemäß Plan, am
Zielort Umstellung der Uhr auf Westeuropäische Sommerzeit, was mein Chronometer
auf Grund verzweifelter Satellitensuche ca. 6 Stunden später geschafft hat.
Die größte Herausforderung war die
Sicherstellung der U-Bahnfahrt. Erstens hatten ca. 300 andere Ankömmlinge
dieselbe Absicht und zweitens braucht man dort eine „Grundkarte“ mit der man
dann die jeweilige Fahrkarte erwerben kann. Nach längerem Anstehen, erfolgter
Einweisung durch extra dafür geschultes Personal und erfolgtem Zutritt zur
Station hat sich wieder einmal der große Vorteil der U-Bahn gezeigt. Wenn du
einmal drin bist findest du problemlos überall hin.
Nach dem einchecken im Hotel dann die
Sicherstellung der Verpflegs- und Getränkeversorgung. Überraschenderweise
findet man auch in weiter Ferne ziemlich unproblematisch die (Stamm)pizzeria
bzw. das (Stamm)getränkelokal, welche in weiterer Folge regelmäßig heimgesucht
wurden.
Der Samstag war kühl, windig und
regnerisch. Neben der Startnummernabholung, wie auch bei anderen Läufen
mittlerweile Norm, problemlos mit ausreichender Beratung über das Laufprozedere
wurden die ersten Sehenswürdigkeiten besichtigt.
Portugal ist ja ziemlich weit weg und man
kommt wahrscheinlich nicht sehr oft dorthin. Aber die Reise zahlt sich allemal,
auch ohne Marathonteilnahme, aus. Es ist eine sehr schöne Stadt, malerisch
gelegen mit Geschichte und vielen besichtigungswürdigen Objekten.
3.
Der
Lauf
Die Laufstrecke verläuft entlang der
Küste, die Stadt selbst ist auf Grund des Höhenprofils dafür ungeeignet. Der
Start erfolgt in Cascais, eine Stadt, ca. 30 km westlich von Lissabon. Von dort
geht es noch ca. 6 km weiter Richtung Westen, bis zu einer Wende und von dort
dann zurück in die Hauptstadt.
Startzeit 0800 Uhr, durch die
Zeitumstellung für uns eigentlich noch eine Stunde früher. Anreise mit dem Zug
zum Start, daher späteste Abfahrt vom Hotel um 0600 Uhr zum Bahnhof.
Öffentliche Verkehrsmittel am Sonntag erst ab 0700 Uhr. Daher nur die
Transportmöglichkeit mittels Taxi. Bahnhof und Ziel ziemlich knapp
nebeneinander. Daher schon früh Strecken abgesperrt, Umwege mit dem Taxi
notwendig. Letztendlich aber doch noch den Zug erwischt.
Am Zielbahnhof angekommen die nächste
Überraschung. Die Marschstrecke vom Zielbahnhof bis zum Start ca. 3 km. Durch
die knappe Kalkulation kommt nun so schön langsam Stress auf. Zügig zum
Startgelände – Abgabe Kleidersack – Aufsuchen der Startbox und zwei Minuten
später der Startschuss. Der Vorteil war, dass beim Warten auf den Start kein
Kältegefühl aufkam. Die Nervosität war eher dem rechtzeitigen Erreichen der
Startlinie geschuldet.
Wie schon geschildert war durch die
Einschränkung auf Grund der Achillessehne das Bergauflaufen nicht so wirklich
möglich. Daher nach dem Start wirklich super. Es ging für ca. 1 km gleich zügig
bergauf und dann wellig weiter. Tempo herausnehmen, Fuß schonen und probieren
über die Distanz zu kommen. Es wirkt schön ablenkend von den Laufstrapazen,
wenn man probiert mit einer lädierten Sehne einen Marathon zu absolvieren.
Die Streckenführung ist wunderschön. Es
beginnt mit der wilden Atlantikküste, die Gischt ist bis zu 20 Meter hoch, dann
entlang von Fremdenverkehrsorten an der Küste, dort auch Ende Oktober noch etliche
Surfer und Schwimmer. In weiterer Folge schöne Bauwerke, Promenaden und auch
eine erkleckliche Anzahl von Zuschauern.
Zum Schluss noch ein
„Haxenbrecherabschnitt“ mit sehr unregelmäßigen Pflastersteinen und dann ein
grandioser Zieleinlauf.
Die Begleitumstände berücksichtigend waren
die 3:50,37 (Halbmarathon 1:57,07) nicht so schlecht – ich war zufrieden.
4.
Nachbereitung
und Rückreise
Zur weiteren Stadtbesichtigung war die
Rückreise erst für den Mittwoch gebucht. Dadurch war es möglich Festung,
Aquarium, Zoo, Benfica-Stadium, Weltausstellungsgelände, „Golden Gate“ Brücke,
Christus Statue … zu besichtigen.
Gleichzeitig waren natürlich Besuche bei
den „Stammwirten“, welche sich über ausreichende Konsumation freuten, angesagt.
Die Rückreise hat uns dann doch noch zwei
Überraschungen beschert. Flughafen Lissabon: Self check in. Wie kommt man zum
Sitzplatz und wird das Gepäck dann hoffentlich vielleicht doch noch in
Klagenfurt ankommen.
Stress pur, daher gleich einmal einen
Sitzplatz gewählt, welcher zusätzlich kostet. Es war dort ja nur ein
Dollarzeichen eingetragen. Zur Information: Diese Zeichen dienen nicht der
Verzierung der Anzeige, wenn man dort draufklickt muss man zusätzlich für den
Platz zahlen.
Nach dem Boarding dann ein schöner
Fensterplatz. Allerdings war es am Beginn der Flugreise stark bewölkt und ab
der Mitte Finster.
Der Folgeflug war schon von Haus aus
storniert worden. Die Folge war eine Umbuchung auf einen späteren Flug und
damit 2 ½ Stunden Wartezeit in Wien. Durch besonders glückliche Umstände hatte
aber auch dieser Flug nochmals über eine Stunde Verspätung. Daher konnten wir
den Flughafen Wien Schwechat zu später Stunde genießen. Fazit: Tote Hose – es
ist überhaupt nichts los.
Knapp
vor Mitternacht dann die Ankunft in Klagenfurt. Es war ein Erlebnis. Ein
gelungenes Gesamtpacket mit Kameraden des AC-Moosburg, ausreichender Kulinarik,
schönen Sehenswürdigkeiten und empfehlenswerten Marathonlauf.
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