Dienstag, 4. Oktober 2016

Dolomitenmann - Bericht - Nachtrag vóm Michi

Bis vor ganz Kurzem war er noch blau -  aber jetzt hat der Michi doch die Kraft für den Dolomitenmannbericht gefunden - MOLTO GRACIAS

Red Bull Dolomitenmann 2016
Nur für die „HÄRTESTEN UNTER DER SONNE“
Es war wieder soweit. Nach dem erstmaligen Antreten 2014 ergatterten die Sattnitz Bären wieder einen der begehrten Startplätze für den Red Bull Dolomitenmann. Es fanden sich auch wieder Sponsoren, die für das Nenngeld und ein cooles T-shirt aufkamen. Einzig die Frage wer als Paragleiter zum Einsatz kommen sollte, war bis einen Monat vor dem Start nicht geklärt. Mit jedem neuen Tag wurde es enger. In Kärnten und Osttirol fand sich kein Flieger mehr. Na da blieb uns nichts anderes übrig, als die Suche auszuweiten. In Oberösterreich wurden wir fündig. Thomas Höller, ein höchst motivierter und äußerst sympathischer Flieger komplettierte unser Team. Die 29. Auflage des härtesten Teambewerbes der Welt (laut Erfinder Werner „Grizzly“ Grissmann) war für 10. September 2016 angesetzt.
Wolfi, Gerti und ich brachen am Freitag dem 9. September am späten Vormittag nach Lienz auf. Thomas unser Paragleiter aus Linz und Markus der Kanute waren ja bereits seit Mittwoch in Lienz und hatten bereits etliche Trainingseinheiten vor Ort absolviert. Kurz vor 14.00 Uhr trafen wir am Campingplatz mit Thomas zusammen. Er schilderte äußerst motiviert seine Eindrücke und berichtete auch von den erfolgreichen Trainingsflügen. Beachtliche Leistungen, da der Veranstalter nur am heutigen Tag die Schirme der Paragleiter aufs Kühbodentörl transportierte. Für den ersten Trainingsflug musste Thomas den Schirm selbst auf den Berg schleppen. Markus hatte auch schon den Startsprung in die Drau hinter sich, war jedoch noch auf der Isel unterwegs. Somit konnten wir in Ruhe die Zimmer beziehen und bei ‚da Leonardo‘ eine Pizza genießen. Während dem Essen kam auch schon der Anruf von Markus, dass er sein Training beendet habe und noch für ein paar Bilder beim Iselkatarakt warten würde. Beim Abholen der Startunterlagen packte mich erstmals leichte Nervosität, anders war es nicht zu erklären, dass ich im Rennbüro meine Unterlagen bei den Paragleitern einforderte. Der Irrtum klärte sich auf und stolz nahm ich das Startsackerl für den Bergläufer mit der Startnummer 55 in Empfang. Weiter ging’s zur Isel. Hier trafen wir Markus mit seiner Freundin Uschi. Außerdem gab es ein Bild mit Manuel Filzwieser aus dem Siegerteam des Vorjahres.  Nachdem alle Aufnahmen im Kasten waren, wollten Gerti und ich die Zeit nützen, um in Amlach Vitamine in Form von Zwetschgen ab Hof zu kaufen.
Es blieb nochZeit für ein Getränk am Hauptplatz. Da lief uns auch der Vater der Veranstaltung Werner „Grizzly“ Grissmann über den Weg. Das verlangte natürlich nach einem Foto. Pünktlich um 18.00 Uhr begann das Briefing für den großen Tag. Im gut gefüllten Stadtsaal knisterte es wie schon im Jahr 2014. Die für die einzelnen Disziplinen verantwortlichen Renndirektoren erklärten die Abläufe. Ohne Zeitverlust wechselten wir zur Spaghettiparty. Obwohl hier nur die Sportler zutritt hatten, mussten wir recht lange anstehen, bis wir endlich das Buffet erreichten. Die Nudel und Salate konnten sich allerdings sehen lassen. Geschmacklich al dente und riesige Portionen ließen die Sportlerherzen höher schlagen. Nachdem die Bäuche voll waren, stießen wir zu unseren Damen in die Pizzeria. Der unerwartet einsetzende Regen verunsicherte vor allem unseren Mountainbiker Wolfi, da die Abfahrten bei Nässe noch gefährlicher waren. Egal, das schlechte Wetter tat unserer positiven Stimmung keinen Abbruch, da die Prognosen für den Samstag optimal waren. Thomas holte seine Freundin Sonja vom Zug ab. Bis auf Wolfi’s Frau Astrid und seine Kinder Sabrina und Michael, die am Samstag in der Früh anreisen sollten, waren wir komplett. Wir drehten noch eine kleine Runde über den Hauptplatz und wanderten durch den Nieselregen zurück ins Hotel.
Jetzt waren wir mit dem Packen der Rucksäcke für den Berg gefordert. Zusätzlich musste ich mich auch für mein Wettkampfdress entscheiden.…
Kurz nach 23.00 Uhr begann eine unruhige Nacht. Trotz des recht ausgefüllten Tages konnte ich nicht recht einschlafen. Da nützten auch verschiedene Rituale wie Polster durchs Zimmer tragen oder T-Shirt wechseln nichts. Es regnete noch immer. Zwischen dem Verkehrslärm hörte man die Stimmen der Nachtschwärmer. Vom Hauptplatz dröhnte die Musik der Ö3 Disco. Irgendwann schlief ich dann doch ein.
Der prüfende Blick aus dem Fenster lässt Freude aufkommen. Die Wolken haben sich verzogen und die Berge ragen in den blauen Himmel.
Im Hotel wird heute schon ab 06.00 Uhr Frühstück angeboten. Wirklich ein tolles Service. Kurz vor 07.00 Uhr begebe ich mich Richtung Europaplatz zur Kleiderabgabe. Noch ist es sehr ruhig in der Stadt. Hauptsächlich Bergläufer und Paragleiter sind unterwegs. Die ersten Paragleiter sitzen schon in den Shuttlebussen. Scheinbar schon länger, da die Scheiben ziemlich beschlagen sind. Nachdem ich meinen Kleidersack abgegeben habe, eile ich zurück ins Dolomitenhotel. Jetzt wird es auch für Gerti Zeit aufzubrechen. Sie soll mit den Paragleitern Richtung Kerschbaumer Alm aufbrechen. Tatsächlich wartet um 07.45 Uhr noch eine Hand voll Flieger auf den letzten Bus. Nachdem Gerti auf dem Weg Richtung Kühbodentörl ist, gehe ich zurück ins Hotel. Jeder Athlet weiß, was jetzt kommt.
Um 09.00 Uhr schlendere ich das erste Mal über den Hauptplatz und genieße die Blicke der Passanten. Die Sonne wärmt bereits recht kräftig und kündigt einen perfekten sommerlichen Tag an. Beim Aufwärmen entlang der Isel treffe ich auf immer mehr Läufer. Auch Andi Goldberger grüßt freundlich. Es ist kurz vor dreiviertel zehn und somit Zeit Richtung Start zu gehen.
Am Hauptplatz entdecke ich Wolfi, Astrid und ihre Kinder Sabrina und Michael. Auch Markus grinst wie gewohnt. Alle sind gut gelaunt und wünschen mir viel Glück. Ich begebe mich zur Startkontrolle, werde registriert und befinde mich ruckzuck unter den vielen anderen Bergläufern im Startbereich. Goldi gibt noch ein Interview und der Sprecher verweist auf die letzten fünf Minuten vor dem Start. Der Countdown beginnt und schon ertönt der Startschuss. Der „Grizzly“ eröffnet den Tag der Leiden und Freuden….Ich befinde mich wieder im hinteren Startbereich und das ist gut so. Das Tempo ist höllisch. Die Favoriten laufen mit einem Kilometerschnitt von etwas mehr als 3 Minuten. Wir am Schluss des Feldes sind  nur eine Minute langsamer. Wie hat es Otmar Fuxsteiner vom Team Dirndltal beim Frühstück treffend ausgedrückt: „Do san koåne Nockapatzln dabei!“. Diesmal verläuft die Strecke ums Dolomitenstadion herum nach Amlach und ist so für die Zuschauer interessanter als entlang der Hauptstraße. Wir erreichen Amlach und der Puls überschlägt sich schon. Wir verlassen die Asphaltstraße und kommen zur ersten Steigung. Völlig außer Atem muss ich das erste Mal gehen. Begleitet werde ich von aufmunternden Worten einfühlsamer Zuseher, die lautstark verkünden: „Die sind ja jetzt schon fertig, das schaffen die nie bis hinauf!“. Und schon beginnt der  Goggsteig -mörderisch –keine Chance einen Rhythmus zu finden. Wurzeln, Stufen und Steine. 360 Höhenmeter auf 900 Meter Länge. Endlose 16 Minuten. Die Oberschenkel brennen, die Atmung überschlägt sich. Endlich taucht die erste Labestation auf. Jetzt beginnt mit dem Franz-Lerch-Weg ein moderater Abschnitt bis zum Klammbrückl. Schon ist die zweite Labestation da und es geht ein Stück den breiten Forstweg Richtung Kerschbaumer Alm hinauf. Gerade passt der Schritt, da schickt uns die gelbe Dolomitenmanntafel wieder eine steile Böschung hinauf. Nach genau einer Stunde erreiche ich die Abzweigung Hallebachtal. Zeitlich liege ich sehr gut, jetzt geht’s ins Eingemachte, Hier halten sich nur mehr vereinzelt Zuschauer auf. Einer von ihnen entpuppt sich als einer der besten Marathonläufer Österreichs. Der Villacher Roman Weger feuert mich an. Ein Geröllfeld löst den weichen Waldboden ab. Endlich ist die Baumgrenze erreicht, die Oberschenkel ziehen schon seit über einer Stunde, das Ziel ist das erste Mal sichtbar, verschwindet aber gleich wieder hinter einem Hügel. Das gesamte Rennen habe ich  Sichtkontakt zu anderen Läufern, ein positiver Umstand. Laufen und gehen wechseln sich ab, leichte Steigungen tun inzwischen furchtbar weh. Die letzten schmerzhaften paar hundert Meter. Ich blicke Richtung Ziel und höre eine bekannte Stimme. Gerti feuert mich an, als Zeichen, dass ich sie höre, hebe ich meine Hand. Die Minuten zerrinnen. Der Abschlag mit Thomas wird extrem knapp, auf allen Vieren kämpfe ich gegen den Berg. Der Körper ist leer, Krämpfe in den Oberschenkeln beginnen sich anzukündigen, Herz und Lunge arbeiten auf Hochtouren, nach etwas mehr als 2 Stunden und 16 Minuten erreiche ich das Ziel am Kühbodentörl, fünf Minuten schneller als 2014 aber um 1 ½ Minuten zu langsam, um Thomas den Massenstart zu ersparen. Erschöpft und dankbar nehme ich die wärmende Decke, die Dose Red Bull und eine Magnesiumkapsel in Empfang. Die Umarmung von Gerti beschleunigt die Regeneration. Schon nach kurzer Zeit empfinde ich nur mehr Glück und Freude, wir setzen uns in die Sonne und ich wechsle das nasse T-Shirt. Als erste Stärkung werden Red Bull, Tee mit Rum und Mannerschnitten angeboten. Wir schießen noch ein paar Fotos und machen uns auf den Weg zur Kerschbaumer Alm, wo eine Suppe und ein Getränk bereitgestellt sind. Auf der Hütte herrscht ausgezeichnete Stimmung, bei Musik, Verpflegung und herrlichem Bergwetter kann es ja nicht anders sein. Nach der Stärkung geht’s weiter talwärts bis zum Forstweg beim Lifthäusl, wo die Shuttlebusse warten. Der Abstieg ist geschafft und wir sitzen vorne im Bus, hinten drängen sich Sportler und Schlachtenbummler. Souverän bringt uns die Fahrerin wieder hinunter ins Tal. Am Parkplatz in Leisach leert sich der VW. Die restliche Strecke bis nach Lienz sind wir nur mehr zu zweit. Das Handy läutet und Thomas kündigt die letzten Meter von Markus an. Schaut so aus, dass wir die Zielankunft unseres Kanuten knapp verpassen werden. Am Europaplatz angekommen, bestätigt sich die Vermutung. Wir treffen Thomas und Markus am Hauptplatz. Von Wolfi hat keiner etwas gehört. Endlich meldet er sich telefonisch und bestätigt auch seine Zielankunft. Nun beginnt das Warten auf die Ergebnisse. Im Internet sind nur die Zwischenzeiten bis zu den Mountainbikern veröffentlicht. Wir nutzen die Zeit zum Fotografieren. Andi Goldberger kommt da gerade recht. Freundlich lässt er die Fotosession (Eines noch! Gleich haben wir es! …) über sich ergehen. Die Stimmung ist perfekt. Nur lächelnde Gesichter wohin man schaut. Bei der Chiprückgabe finden wir uns dann auf der Ergebnisliste. Die Sattnitz Bären sind in der offiziellen Wertung des Dolomitenmannes. Somit haben wir unser Ziel erreicht. Wir konnten den 95. Rang von 110 Mannschaften erringen und zählen auch zu den „Härtesten unter der Sonne“. Die Freude ist unbeschreiblich. Wir stoßen mit unseren Begleitern und Freunden auf den Erfolg an. Jeder will seine Erlebnisse des Wettkampfes mit den anderen teilen. Thomas hat eine Bombenzeit mit dem Paragleiter hingelegt. Mit 00:47:58 belegt er den 88. Rang in der Einzelwertung. Wolfi meistert die beinharte Mountainbikestrecke als 96. in einer Zeit von 02:34:22. Und Markus schlägt trotz Schwimmeinlage mit seinen 00:55:59 (93. Rang) Marcel Hirscher um mehr als 1 Minute (95. Rang). Auch ich bin sehr stolz über die Verbesserung von 5 Minuten gegenüber dem erstmaligen Antreten im Jahr 2014. Jetzt freue ich mich aber auf die Dusche. Frisch gewaschen und gekämmt treffen wir um halb sieben wieder am Hauptplatz ein. Markus hat als einer der letzten noch ein Gulasch bekommen. Thomas sitzt bereits bei ‚da Leonardo‘. Na da gehen wir auch hin. Flott ist ein großer Tisch hergerichtet und das Essen bestellt. Inzwischen haben Uschi, Markus und die Fans aus der Heimat auch zu uns gefunden. Bei ausgezeichneter Stimmung geht ein besonderer Tag zu Ende. Ein herzliches Danke an die Sponsoren (GIG Bar und Cafe – Für die Helden von heute, Raiffeisenbank Grafenstein-Magdalensberg, goodwood Holzhandels GmbH., Rio Beton GesmbH&CoKG, Kaposi Nutzfahrzeug GmbH., City Dach) und alle, die an uns geglaubt haben…..
Stolz bin ich auch darauf, dass wir es unter die besten sechs Berglaufbilder des Dolomitenmanns 2016 auf der offiziellen Red Bull Homepage geschafft haben.


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